Sie möchten, dass sich in
Ihrem Verein, Ihrer Gemeinde, Ihrem Verband, Ihrer Initiative mehr Menschen
aktiv beteiligen? Versuchen Sie es mal mit Community Organizing-Methoden. Der
amerikanische Präsident Barack Obama hatte diese Methoden seinerzeit zur
Wahlmobilisierung eingesetzt.
Community Organizing dient
dem Aufbau konstruktiver und tragfähiger Beziehungen. Ursprünglich innerhalb
eines Stadtteils und zur Verbesserung der Lebenslagen der Menschen. Das lässt
sich auf andere Organisationen, wie z.B. Vereine, übertragen. Entscheidend ist:
Die Entwicklung von sozialen Beziehungen ist der Nährstoff von
gemeinschaftlichem Engagement. Der Erfolg hängt dann von einer andauernden
Pflege der sozialen Beziehungen ab und keineswegs vom Vorhandensein einer
bestimmten Problematik. Dies ist die sich ständig wiederholende Aufgabe eines
Community Organizers.
Community Organizing hat
eine klare Struktur: Zuhören, Recherchieren und Handeln. Durch Zuhören erfahren
Sie, was Ihre Mitglieder bewegt, was ihre Wünsche, ihre Kritik, ihre Visionen
oder ihre Ideen sind. Dabei werden Sie vielleicht Dinge erfahren, auf die Sie
nie gekommen wären. Denn nur wer fragt, kriegt eine Antwort. Nun können sie
diese Dinge in öffentlich (!) besprechen und beraten und nach Lösungsansätzen
suchen. Oder überlegen, wie Sie interessante Projektideen, die sich ergeben
haben, in die Tat umsetzen können. Und dann folgt das Handeln. Das wird nach
dem Reden oft gerne vergessen. Darum sollte ein Community Organizer, der nicht
in Ihre normalen Vereinsstrukturen eingebunden sein darf, Sie immer wieder
daran erinnern. Die drei Schritte Zuhören, Recherchieren und Handeln sind ein
Zyklus, der sich wiederholt.
Der entscheidende
Unterschied zu anderen Methoden der Gremien- oder Beteiligungsarbeitarbeit ist
der, dass ein Community-Organizer immer wieder das Einzelgespräch sucht.
Üblicherweise beginnen Beteiligungs- oder Aktivierungsprozesse mit
organisationsinterner Öffentlichkeitsarbeit, mit Rundschreiben, Aushängen,
Mitteilungen, Emails usw. Das läuft oft ins Leere. Die Erfahrung zeit, dass die
Menschen im Einzelgespräch eher bereit und in der Lage sind zu sagen, was sie
wirklich bewegt. Der Wunsch nach Vertraulichkeit muss dabei UNBEDINGT
respektiert werden. Durch die Einzelgespräche machen Sie engagierte Menschen
ausfindig. Sie finden Schlüsselpersonen und Multiplikatoren. Sie wissen, für
was sich jeder Einzelne engagieren würde. Wahrscheinlich entdecken sie zu einem
Engagement bereite Personen, von denen Sie dies gar nicht vermutet hätten.
Das funktioniert natürlich
nur, wenn Sie das, was Ihre Mitglieder bewegt, auch ernst nehmen. Denn es
könnte sein, dass Ihnen dies nicht gefällt und Sie anderer Meinung sind. Wenn
Sie nun versuchen, Ihre Sicht der Dinge durch kleine „Mauscheleien“, so wie es
schon immer üblich war, durchzusetzen, können Sie Community Organizing in Ihrer
Organisation auf Jahre hinaus vergessen. Oder Sie müssen Ihren Stuhl räumen.
Was wahrscheinlicher ist. Besser ist es, unterschiedliche Positionen
anzusprechen und offen zu legen, damit sie geklärt werden können. Dazu
benötigen Sie jemanden, der überhaupt nicht in die Prozesse Ihrer Organisation
eingebunden ist, der über einen klaren Blick und ein gutes
Unterscheidungsvermögen verfügt. Einen Klärer und Löser also, der auch in der
Lage ist, entstehende emotionale wogen zu beruhigen. Ich komme gerne. Sagen sie
nicht zu schnell, dass etwas „hier nicht geht“. Oft geht es nämlich doch, nur
haben Sie gerade keine Vorstellung davon WIE es gehen könnte.
Sie
können diese Methoden auch nutzen, wenn sie schon konkrete Vorstellungen
darüber haben, wo es in Ihrer Organisation lang gehen soll. Z.B. weil Sie dafür
gewählt wurden. Nur nennt man dies dann nicht Community Organizing. Dann geht
es eher darum, Mitstreiter zu suchen, zu begeistern und zu befähigen.